Page 83 - FM_01_2021
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 Recyclingquoten für die dualen Systeme*
 Verpackungsmaterial
 Recyclingquote
 seit 2019
 ab 2022
 Glas, Aluminium & Metalle
 80 %
 90 %
 Papier/Pappe/Karton
 85 %
 90 %
 Getränkeverpackungen
 75 %
 80 %
 Sonstige Verbundverpackungen
 55 %
 70 %
 Kunststoff
  58,5 %
  63 %
   im Sinne der Kreislaufwirtschaft aus. Zu- sätzlich stehen Recyclingkapazitäten in sehr unterschiedlichen Umfang für un- terschiedliche Materialien zur Verfügung.
Der 2020 Progress Report der Ellen Mac Arthur Stiftung bescheinigt den Teilneh- mern der globalen Initiative zwar subs- tanzielle Investments, aber gleichzeitig prognostiziert er ein signifikantes Verfeh- len der gesetzten Ziele für 2025.
Der Hauptfortschritt in der Vermeidung (Elimination) von Kunststoffen wurde dabei durch begrenzte Einzelinitiativen vornehmlich durch Gewichtseinsparun- gen und in noch geringerem Maße durch Wechsel auf andere Kunststofftypen und Papier erreicht. Der Maßnahmenumfang ist in keinem Fall geeignet die Redukti- onsziele für Single-use plastics auch nur annähernd zu erreichen. Sowohl der Einsatz von recyceltem Material als auch Mehrfachgebrauch der Verpackung kom- men nur langsam voran (6,2 % Recyklat- anteil am verwendetem Kunststoff für neue Verpackungen, 1,9 % des Kunststoffs kommt zum Wiedereinsatz).
Aufgrund der außergewöhnlichen Emp- findlichkeit für Verderb bzw. Qualitäts- verlust kommt der Verpackung seit jeher eine herausragend wichtige Rolle zu.
Plastikabgabe
der EU als geeigneter Motivator? Fehlanzeige!
Parallel hat der Europäische Rat im Juli 2020 beschlossen, eine neue Einnah- meart für den EU-Haushalt basierend auf der Menge nicht-recycelter Kunst- stoffverpackungsabfälle einzuführen. Diese sogenannte Plastik-Abgabe ist eine Methode zur Berechnung der Beiträge zum EU-Haushalt, sie stellt aber keine Steuer dar. Die auf Basis der „Plastik-Abgabe“ ermittelten nati- onalen Beiträge dienen allgemein im Rahmen des Gesamtdeckungsprinzips ohne Zweckbindung der Finanzierung des EU-Haushalts. Die Bundesregie- rung hält den beschlossenen Betrag von 80 Cent/kg durchaus für eine trag- fähige Lösung.
Die Verbraucher sehen die Hersteller in der Verantwortung und bewegen sich – sichtlich überfordert – nur wenig. Im Jahr 2018 wurden bei den privaten Endverbrauchern in Deutschland pro Kopf 68 Kilogramm Verpackungsmüll getrennt vom Restmüll eingesammelt. Den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes zufolge blieb das in der Gelben Tonne, im Glas- oder Papier- container oder in vergleichbaren Syste- men gesammelte Verpackungsmüllauf- kommen mit 5,7 Millionen Tonnen nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr. Die Verbraucher sehen dabei die Lebensmittelproduzenten in der Verantwortung für Lösungen und An- gebote zu sorgen. Vor allem die Millen- nials und die nachfolgenden Genera- tionen bevorzugen Marken, die einen aktiven Beitrag für die Umwelt und die Gesellschaft leisten.
Aktivitäten und Initiativen sind viele in der Pipeline, bei den produzierenden Herstellern, dem distribuierenden Han- del, den Verpackungsmaterial- und Ma- schinenherstellern und im KIN zur Va- lidierung und Verifizierung. Sicherlich ist Kritik am bisher Erreichten immer angemessen, besonders angesichts der brisanten Gesamtsituation. Gleichzeitig darf stark bezweifelt werden, dass Sank- tionierungen seitens der EU, die mit der Gießkanne verteilt und die Einnahmen zudem zweckfremd eingesetzt werden, einen Anreiz bieten werden.
Eher das Gegenteil ist zu befürchten. Weitere Unterstützung der Förderung der Innovationskraft und bei der Umset- zung umfassender Initiativen sind un- seres Erachtens weitaus wirkungsvoller. Gepaart mit mehr Aufklärung und Wis- sensvermittlung beim Verbraucher ge- lingt es dann auch leichter schneller zum eigentlichen Ziel zu gelangen: conveni- ente Fischerzeugnisse in hoher Qualität, sicher und ressourcenschonend, bezahl- bar zu genießen. Das KIN wird jedenfalls weiterhin mit voller Kraft vorausgehen, um bei der Entwicklung und Validierung/ Verifizierung sicherer und kostengüns- tiger Lösungen seinen Beitrag zum Er- reichen der Verpackungsziele zu liefern. Wir freuen uns, über neue Entwicklungen und Initiativen ab jetzt regelmäßig an die- ser Stelle zu berichten.
   Kontakt:
Beate Vogelsang
Dipl.-Ing. Lebensmitteltechnologie Stellv. Geschäftsleitung Gegenprobensachverständige Telefon: +49 4321 601-57
Fax: +49 4321 601-33
E-Mail: vogelsang@kin.de
 www.fischmagazin.de
FischMagazin 1/2021 83
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* laut Verpackungsgesetz (VerpackG)




























































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