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  Die Nutzung landwirtschaftlicher Rohstoffe im Fischfutter ist vielversprechend, jedoch nicht frei von Problemen, denn die Futterindustrie muss auf dem Agrarmarkt mit einigen anderen Nutzergrup­ pen konkurrieren. Weizen wird zum Beispiel für Backwaren benötigt, Reis gehört zu den Grundnah­ rungsmitteln in vielen Ländern der Welt, Soja und Mais werden an Rinder, Geflügel und Schweine ver­ füttert. Aufgrund der wachsenden Nachfrage gibt es sehr häufig Preisschwankungen auf den internati­ onalen Märkten, seit 2005 ist der Rohstoffpreis­In­ dex um annähernd 50 Prozent gestiegen. Ungüns­ tige Witterungsbedingungen, verheerende Stürme, Überschwemmungen oder Dürren, die mit dem Kli­ mawandel einhergehen, verschärfen die Probleme noch zusätzlich.
Mikroalgen liefern hochwertige Omega-3-reiche Öle
Die Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen, die für die Anforderungen der Fischernährung maß­ geschneidert sind, könnte die angespannte Situation entlasten, doch diese Technologie ist bei der Mehr­ zahl der Konsumenten in Europa derzeit nicht durch­ setzbar. Mit gentechnischen Methoden ließen sich zum Beispiel der Proteingehalt und die Aminosäure­ zusammensetzung bedarfsgerechter steuern oder die Konzentration an ernährungshemmenden Faktoren senken. Verfahren wie die biologische Verbesserung
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 Weltweit werden derzeit annähernd 60 Mio. t Futtermittel für die Aquakultur produziert, was das Ausmaß der Herausforderungen bei der Rohstoffbeschaffung erahnen lässt.
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der Rohstoffe durch Mikroorganismen, zum Beispiel die Fermentation mit Hefen, Bakterien oder Pilzen, finden hingegen mehr Akzeptanz und werden inten­ siv genutzt. Derzeit richten die Futterhersteller ihr Augenmerk verstärkt auf die Kultur von Mikroalgen, aus denen sich hochwertige Omega­3­reiche Öle und Proteine gewinnen lassen. Mikroalgenkulturen lassen sich mit vertretbarem Aufwand bedarfsgerecht ska­ lieren und übernehmen bereits beachtliche Anteile an der Rohstoffversorgung der Futtermittelindustrie. Ihr Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft und dürfte in naher Zukunft weiter steigen.
Grundsätzlich konzentriert sich die Nutzung pflanz­ licher Proteinquellen derzeit auf mehrere Bereiche: n Entwicklung von Technologien zur Aufbereitung von Pflanzenmaterial, um die Effekte von ernäh­ rungshemmenden Faktoren zu verringern und den Nährwert zu verbessern.
n Züchtung von Pflanzen mit weniger ernährungs­ hemmenden Faktoren und einem für die Fischer­ nährung optimierten Aminosäureprofil.
n Verstärkte Aquakultur omnivorer Fischarten mit geringerem Proteinbedarf, etwa Tilapia oder besser noch reiner Pflanzenfresser.
n Erschließung und Verwendung neuer Pflanzenar­ ten als Proteinquellen im Fischfutter.
an Fischmehl
und Fischöl
lässt sich nicht
beliebig stei-
gern, ohne die
Nachhaltigkeit
der Industrie-
fischerei zu
gefährden.
Teichwirtschaft + Aquakultur
Das Angebot
  












































































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