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Auch an die Entwicklung von zellba- siertem Fleisch seien hohe Erwartun- gen geknüpft. Etablierte Branchenak- teure aus der traditionellen Fleisch- industrie haben das Potenzial längst erkannt und investieren in diesem Bereich und in entsprechende Unter- nehmen, wie z.B. PHW in SuperMeat oder die Rügenwalder Mühle in Mirai Foods. In der Praxis sei zukünftig da- mit zu rechnen, dass es zumindest in Europa zunächst keine rein kultivierten Produkte auf dem Markt geben wer- de, sondern hybride, die aus einer Mi- schung beispielsweise aus Hackfleisch aus Erbsen mit kultiviertem Fett oder auch aus fermentationsfähigen In- haltsstoffen bestehen. Bis zu 68 % der Hersteller pflanzlicher Produkte seien offen für kultivierte Fleischzutaten. Zu erwartende, mögliche Vorteile seien ein verbesserter Geschmack, der mög- liche Nachteile rein pflanzlicher Pro- dukte („erdiger“, manchmal bitterer Geschmack) ausgleicht, weniger Zu- taten, eine verbesserte Saftigkeit und Fleischigkeit, weniger Verarbeitung und günstigere Nährwertprofile.
Friedrich Büse (Endori).
„Wir sollten der gesamten Plant based- Industrie einfach noch mehr Zeit geben, um sich zu entwickeln, und wir müssen erreichen, dass sich die Preise von Plant based-Produkten denen von Fleisch- produkten zumindest annähern“, sagte Friedrich Büse von Endori. Dieser Um- stand zeige sich insbesondere in der aktuellen, inflationsgetriebenen Situa- tion, in der der Verbraucher besonders preissensibel ist und weniger Geld in der
Tasche habe. Oberstes Ziel müsse also bleiben, so Büse, gesunde und nach- haltige Produkte auf den Markt zu brin- gen, die preislich für den Verbraucher erschwinglich sind. Zudem solle jeder Hersteller von Plant based-Produkten nicht nur an sein eigenes Business den- ken, sondern über den Tellerrand schau- en und dazu beitragen, die gesamte Plant based-Branche zu stärken um si- cherzustellen, in einem stabilen Markt- segment nachhaltig erfolgreich zu sein.
Fazit: Im Ergebnis bestand Übereinstim- mung darin, dass der Wunsch nach Ab- wechslung in der Ernährung das Interes- se der Verbraucher an pflanzlicher Kost über die traditionellen Bereiche hinaus erhöhe. Unübersehbar sei ein steigendes Interesse der Verbraucher an nachhalti- gen Produkten mit einer günstigen Öko- bilanz unter dem Aspekt einer gesunden Ernährung. Solange alternative Prote- inprodukte aber deutlich teurer sind als das tierische Original, sind dem Wachs- tum des Marktes Grenzen gesetzt, lautete das übereinstimmende Fazit.
red / beh
Fleischalternativen
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„Konventionelle Fleischerzeugung bleibt unverzichtbar“
Kommentar von Olaf Behnel
Plant-based, kultiviertes Fleisch, hybride Produkte: Wir befinden uns derzeit in einer spannenden wie auch elementar wichtigen Phase der Entwicklung neuer Lebensmittel. Das Wissen um Prozesse und von Eigenschaften, von Vermarktung und der Verpackung alternativer Prote- inprodukte ist schon heute von zentraler Bedeutung in der Ernährungsindustrie. Das zeigt sich längst am Wettlauf in der Entwicklung von kultiviertem Fleisch, der insbesondere zwischen Ländern wie den USA, Israel, den Niederlanden, Großbri- tannien und Singapur entbrannt ist. Somit
kann der Austausch von Know-how in diesem wichtigen Zukunftsmarkt gar nicht häufig und intensiv genug erfolgen. Den Veranstaltern der „Future Proteins Conference“, den Unternehmen Multi- vac, Handtmann und BALPro, kann daher zum Gelingen des Events nur gratuliert werden, verbunden mit der Erwartung auf alsbaldige Wiederholung. Unter dem Strich bleibt aber – wieder einmal - die ernüchternde Erkenntnis: Ohne eine erhebliche Steigerung der Produktion wird sich das Ziel, zur Jahrhundertwende eine Weltbevölkerung von 10 Milliarden
Menschen mit ausreichend Protein zu versorgen, nicht verwirklichen lassen. Es ist daher richtig und wichtig, sich jetzt da- rüber Gedanken zu machen und wichtige Weichen zu stellen, wie der Aufbau einer Industrie zur Versorgung mit alternativen Proteinen in der nötigen Größenordnung geschehen kann und muss. Doch bis die- ser Status erreicht ist, sollte er überhaupt erreichbar sein, bleibt die konventionelle Fleischerzeugung angesichts des weiter rasanten, globalen Bevölkerungswachs- tums und der Zunahme des weltweiten Fleischkonsums unverzichtbar.
 Fleischmagazin 3/2023 31





















































































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