Page 25 - BTH_07-08/2020
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            Lenkungswirkung entfalten, sondern ist eine reine Strafsteuer und treibt die Produktionskosten in Deutschland weiter in die Höhe.
Energiekosten in Deutschland am höchsten
Nach einer Analyse der Europäischen Kommission, die alle zwei Jahre Energiepreise und -kosten in Europa untersucht, zahlten deutsche Industrie- unternehmen schon 2017 mehr als ihre Wettbe- werber in allen anderen EU-Staaten. Ähnlich sieht es im weltweiten Vergleich aus. Allein die EEG- Umlage ist in Deutschland so hoch wie der gesam- te Strompreis in den USA. Vor diesem Hintergrund ist absehbar, dass der Brennstoffemissionshandel viele Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit oder sogar in ihrer Existenz gefährden wird.
Im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets soll ab 2021 ein Zuschuss aus dem Bundeshaushalt zur schrittweisen verlässlichen Senkung der EEG- Umlage beitragen, sodass diese im Jahr 2021 bei 6,5 ct/kwh und im Jahr 2022 bei 6,0 ct/kwh lie- gen wird. Auch wenn das ein Schritt in die richtige Richtung ist, wird die EEG-Umlage damit aber nur auf dem bereits viel zu hohen Niveau eingefro- ren. Das reicht nicht aus, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hersteller nachhaltig zu verbessern. Für manche Unter- nehmen birgt eine Reduzierung der EEG-Umlage sogar die Gefahr, ihren Anspruch auf die besonde- re Ausnahmeregelung (BesAR) zu verlieren. Eine beträchtliche Zahl von Textilherstellern, die laut EEG zu den stromkosten- oder handelsintensiven Branchen zählen, ist von diesem zusätzlichen Nachteil durch die Hintertür bedroht.
Die mittelständischen Unternehmen in der deut- schen Textilindustrie haben die Bedeutung des Kli- maschutzes erkannt. Sie wollen an den bevorste- henden Transformationsprozessen teilhaben und sie mitgestalten. Erfolgsversprechend ist der Wan- del aber nur, wenn er mit einer ebenso nachhalti- gen Wirtschaftspolitik verbunden wird. Ansonsten erweist die Bundesregierung dem Klimaschutz einen Bärendienst, wenn noch mehr Textilherstel- ler ihre Produktion in Deutschland einstellen und stattdessen noch umfassender Produkte aus dem nicht europäischen Ausland mit sicherlich schlech- terer Klimabilanz bezogen werden müssten. Die Pandemie hat uns schmerzlich vor Augen geführt:
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Die vier Säulen des Konjunkturpakets
Standortnachteile können in einem globalisierten Markt dazu führen, dass so wichtige Produkte wie medizinische Schutzausrüstung nicht mehr in aus- reichender Menge in Deutschland hergestellt wer- den. Diese Entwicklung gilt es zu stoppen!
Gerade jetzt, da die schwierigste Phase der Pan- demie hoffentlich hinter uns liegt, müssen wir mit vereinten Kräften den Neustart der deutschen Wirtschaft und damit den Erhalt von Arbeits- plätzen sichern, um so auch in Zukunft gemein- sam an der Architektur einer wettbewerbsfähi- gen Kreislaufwirtschaft in Deutschland bauen zu können. Es ist nicht die Zeit für eine verschärfte Umweltgesetzgebung und zusätzliche Auflagen, sondern für Ausnahmeregelungen mit Augenmaß. Ansonsten ist zu befürchten, dass viele Unterneh-
men erst gar nicht mehr auf die Beine kommen und der Umbau ohne sie stattfinden wird.
Taskforce gefordert
Wir unterstützen den Vorschlag des Gesamt- verbands textil+mode, eine Taskforce zu bilden, die geplante Verschärfungen von Umweltauflagen in ein Gesamtkonzept einbettet, damit die Pro- duktion systemrelevanter Schutzausrüstung, aber auch die Produktion innovativer High-Tech Pro- dukte der Textilindustrie in Deutschland bleiben, ausgebaut werden und so an der nachhaltigen Entwicklung unserer Wirtschaft teilhaben kann.
Darüber hinaus brauchen wir eine faire Lasten- teilung, die nicht allein der Industrie die Kosten des Umbaus zur Kreislaufwirtschaft aufbürdet. Im Mai 2020 hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) sein Umweltgutachten „Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa“ veröffentlicht. Er schlägt darin die Er- weiterung der 5-stufigen Abfallhierarchie zu einer 7-stufigen Kreislaufwirtschaftshierarchie vor und zielt damit auf die Einbeziehung der Produktions- phase ab. Auch Heimtex setzt auf die Stär- kung des Ökodesigns, also auf die Entwicklung kreislauffähiger Produkte und den Einsatz von Sekundärrohstoffen. Auf der anderen Seite muss aber auch klar sein, dass all dies nicht zum Null- tarif zu haben ist und die Kosten für diesen Umbau nur gestemmt werden können, wenn sie gerecht auf alle Schultern in der Wertschöpfungskette bis hin zum Verbraucher verteilt werden.
 Heimtex Webinare ab September 2020
Ab September bietet Heimtex Webinare zu klassischen „Dauerbrenner-Themen“ wie Verantwortung der Führungskräfte im Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit im Außendienst und Ladungssicherung an. Die Webinare werden von den langjährigen Experten des Heimtex- Verbandes geleitet. Weitere Informationen und Links zur unkomplizierten Online- anmeldung sind ab sofort verfügbar auf ❱❱ heimtex.de.
BTH Heimtex 7-8/2020 25
Grafik: Bundesregierung


















































































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