Page 109 - BTH_07-08/2020
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Städten seien die Folgen weniger dramatisch, sofern das Angebot eher auf die Erfüllung direkter Bedarfe ausge­ richtet sei, beispielsweise durch Lebensmittelhandel, bedarfsorientierte Textilangebote und Fachgeschäfte mit Stammkundschaft. Die Prognosen reichen von 10 bis 20 % Umsatzrückgang.
Welche strukturellen Veränderungen das nach sich zie­ hen werde, sei nicht allgemeingültig zu klären. Aber wo es schon vor Corona Probleme gab, seien Ladenschließungen kaum zu verhindern. Und ein Ersatz durch Gastronomie erscheint derzeit ebenfalls schwer vorstellbar. BBE und IPH fordern von Kommunen und Immobilienbesitzern proaktives Handeln, um den Einzelhandel und damit ver­ bunden die Aufenthaltsqualität in den Innenstädten zu erhalten.
Differenziertes Bild bei Shoppingcentern
Bei den Shoppingcentern unterscheidet das Whitepaper in solche mit einem großen Textilhändler als Ankermieter und jene, die eher eine Nahversorgungsfunktion haben. Letztere seien aktuell besser aufgestellt. Lebensmittel­ oder Drogerieanker wirkten wie eine „Lebensversiche­ rung“. Für ein solches Shoppingcenter könnten die Einbu­ ßen im laufenden Geschäftsjahr insgesamt bei 13 bis 18 % liegen. Ohne den Nahversorgercharakter sind allerdings auch 20 bis 25 % möglich.
Beim Blick voraus erwarten die Handelsberater auch Ver­ änderungen für die Mieterstruktur. Der Wegfall von Anker­ mietern etwa aus dem textilen Bereich könne dann eine Neupositionierung erfordern.
Fachmarkt- und Stadtteilzentren stabil
Vergleichsweise gut kommen Fachmarkt­, Stadtteil­ und Quartierszentren durch die Krise, meinen BBE und IPH. In den Fachmarktzentren dominierten großflächige Verbrauchermärkte und SB­Warenhäuser. Sie bringen als Nahversorger Frequenz, von der die angrenzenden Fach­ märkte profitieren. Das begrenzt insgesamt den Umsatz­ rückgang auf 3 bis 8 %, so die Prognose, und der könne schon 2021 wieder ausgeglichen werden.
Zum Teil sogar gestärkt könnten Stadtteil­ und Quartiers­ zentren (weitestgehend auf Grundversorgung ausgerichtete Standorte mit einem geringen Anteil von Nonfood­ Angeboten) aus den Coronazeiten hervorgehen. Sie punkten mit den Angeboten der Lebensmittel­ und Dro­ geriemärkte und profitieren von der Rückbesinnung der Verbraucher auf ihren Stadtteil. Mit einem Korridor von ­3 bis +2 % beim Umsatz lässt sich hier von einem stabilen Jahr sprechen. 2021 seien dann bis zu 3 % Umsatzplus drin.
SN-Home.de
  Initiative für mehr lokales Onlineshopping
Während der durch Corona bedingten Ausgangsbeschränkungen und Ladenschließung haben sich viele stationäre Händler kreativ gezeigt, um weiterhin ihre Kunden zu beliefern. Und viele Ver- braucher haben die Angebote genutzt, um gezielt „ihr“ Geschäft zu unterstützen. Dabei musste der Einkauf kontaktlos erfolgen. Bestellungen wurden telefonisch, per Mail oder über das Internet
Über lokale Shoppingplattformen soll ortsansässigen Händlern der Zugang zum Onlinehandel erleichtert werden.
aufgegeben, die Ware entweder per Post verschickt oder zur Ab- holung bereitgestellt. Ganz genau so, wie dies im Onlinehandel geschieht, bei dem viele stationäre Einzelhändler bislang außen vor waren.
Damit das in Zukunft nicht so bleibt, hat Roman Heimbold die „Local Commerce Initiative“ initiiert. Der Gründer und Ge- schäftsführer von Atalanda, einem Dienstleister für den lokalen Onlinehandel, hat sich dazu starke Partner ins Boot geholt: Für die Logistik ist DHL zuständig. Digitale Produktdaten für Texti- lien kommen von der Firma Fashion Cloud und vom Schweizer Unternehmen Langyarns (Handstrickgarne) für seine eigenen Produkte. Der Onlinemarktplatz KaufinBW ist ebenso dabei wie die beiden Einkaufs- und Marketingkooperationen Soennecken (Produkte und Dienstleistungen rund ums Büro) und Vedes (Spielwaren). Weitere Unterstützer sind willkommen.
Gemeinsames Ziel der Akteure ist es, die Digitalisierung im lo- kalen Handel voranzutreiben. Verbrauchern soll die Möglichkeit eröffnet werden, auf Local Commerce Plattformen von Atalanda direkt bei ihren lokalen Händlern online einzukaufen und sich die Ware häufig noch am selben Tag nach Hause liefern zu lassen. Einen solchen kontaktlosen Verkaufskanal benötig jeder statio- näre Händler in Corona-Zeiten und darüber hinaus, ist Roman Heimbold überzeugt.
Händler, die sich für das Angebot interessieren, finden auf ❱❱ atalanda.com/mitmachen Informationen und haben die Mög- lichkeit, sich zu registrieren.
Fachhandel
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