Page 49 - BTH-05-2020
P. 49

insbesondere von außergewöhnlichen und meist großen Motiven, ob Design, Illustration, Foto oder klassisches Tapetenmuster. Durch die ,Endlosproduktion’ und das Aufbrechen von Rapport-Wiederholungen entstehen ech- te Wandbilder, die für die Inszenierung von individuellen Interior-Ideen perfekt eingesetzt werden können. Hierbei können natürlich auch kundenindividuelle Motivideen um- gesetzt werden – vorausgesetzt die digitale Vorlage ist von ausreichender Qualität.“
Und vorausgesetzt, die richtige Technik ist vorhanden. Denn wie bei allen Produktionsverfahren ist auch hier eine enge Abstimmung zwischen den Herstellern und den Lieferanten von Maschinen und Vorprodukten, etwa Tinten, erforderlich. Weil die Technologie noch vergleichsweise jung ist, entwi- ckelt sie sich auch noch ständig weiter. „Wir sind mit den Spezialisten von HP Indigo eine Partnerschaft eingegangen mit dem Ziel, digital gedruckte Tapeten in höchster Qualität anzubieten“, berichtet Ralf Taubert. „Die Digitaldruckprofis und der Tapetenmacher – wir werfen unser Know-how in einen Topf und entwickeln gemeinsam. Auch unser eigenes Personal haben wir aufgestockt um Mitarbeiter mit Erfah- rung im Digitaldruck. Alles in allem haben wir bisher rund 2 Mio. EUR in die neue Technologie und Peripherie inves- tiert.“ Bei Marburger experimentieren sie seit Mitte 2019 mit Anlagenbauer Olbrich und Farbenhersteller Ricoh an einer laut Ullrich Eitel „neuen und bahnbrechenden Generation des rotativen Digitaldrucks. Die erste Beta-Maschine im Markt bietet kreative und noch nie dagewesene Optionen und Möglichkeiten.“
Wird der Digitaldruck die herkömmlichen Verfahren also komplett verdrängen ? Vorerst nicht – da sind sich die drei Vertreter aus der Industrie einig. „Ich könnte mir vorstellen, dass er auf lange Sicht eine Nische von 3 bis 5 % der Flä- chen belegt“, wagt Ullrich Eitel eine Prognose. „Dass der Digitaldruck in Zukunft immer mehr als wirtschaftliche Al- ternative insbesondere für individuelle Kleinauflagen zu- nehmen wird, steht glaube ich außer Frage“, meint Stefan Gauger. Ein vollständiger Ersatz ist aus seiner Sicht aber erst einmal nicht zu erwarten: „Technische Raffinessen wie die Registerpräge und das gekonnte Zusammenspiel von Farbe, Design, Material und Veredelung sind mit hohem handwerklichen Können verbunden und spiegeln auch Tra- dition und Gestaltungskunst im Druckergebnis wieder. Und diese wird es immer geben.“ So sieht das auch Ralf Taubert. Er ist überzeugt, dass es auch in Zukunft Kundenwünsche geben wird, die besser mit anderen Verfahren erfüllt wer- den können – oder in Kombination der unterschiedlichen Technologien. Schon heute würden bei Hohenberger digital gedruckte Fonds mit klassischem Druck veredelt. „So ent- stehen echte Raffinessen, wahre Kunstwerke auf Tapete, die dreidimensionale Effekte an die Wand zaubern, wie man sie so auf Tapete bisher nicht kannte.“
SN-Home.de
❱❱ thomas.pfnorr@snfachpresse.de
 Van Clewe Textilveredelung fährt zweigleisig
Bei van Clewe Textilveredelung laufen die Vorbereitungen für den Digitaldruck auf unter anderem Sonnenschutz- textilien. Zukünftig wird in Hamminkeln mit Pigment- tinten auf beliebige Substrate und bis zu einer Breite von 350 cm digital gedruckt. „Für Sonnenschutztextilien steht beim Digitaldruck die guten Lichtechtheiten der Pigmente
Digitaldruck
 „Dem Digitaldruck gehört durch
seine Vielseitigkeit und Flexibilität
die Zukunft.“
Alexander Maibom, Gerhard van Clewe
im Vordergrund. Je nach Anforderungen gibt es eine Nachbehandlung, die von farbvertiefend und verbesserter Reibechtheit bis hin zu kratzbeständig reicht“, erläutert Alex- ander Maibom aus dem Produktmanagement
der Muttergesellschaft Gerhard van Clewe. „Wir erhoffen uns dadurch neue Marktchancen. Zudem sind die gestal- terischen Möglichkeiten nahezu unbegrenzt.“
Aktuell werden die Grund- waren bei van Clewe mit- tels Rundschablonendruck bedruckt. Diese Techno- logie sei weitestgehend ausgereizt und erreiche
im Vergleich zum Digitaldruck eine höhere Produktions- geschwindigkeit. Allerdings muss für jede Farbe eines Dessins eine separate Schablone angefertigt und ein- gelagert werden. „Zudem sind die Rüstzeiten durch den Schablonenwechsel länger als beim Digitaldruck. Daraus ergibt sich die Erkenntnis, Dessins mit vielen Farben bevorzugt auf der Digitaldruckmaschine zu drucken,
ein- beziehungsweise zweifarbige Dessins auf der Rund- schablonendruckmaschine“, so Maibom.
Der Absolvent des Masterstudiengangs Textile Produkte ist überzeugt davon, dass dem Digitaldruck aufgrund seiner Vielseitigkeit und Flexibilität die Zukunft gehört. Bei van Clewe erhoffe man sich außerdem, Ausschüsse zu minimieren und so Ressourcen einzusparen: „Das bedeu- tet in diesem Fall Material, Zeit und Energie.“ Aber man dürfe auch die Anschaffungskosten einer Digitaldruck- maschine nicht vernachlässigen. „Zudem entwickeln sich der Maschinenbau und die Tinten immer weiter, sodass eine Anlage sich zügig amortisieren muss, um in naher Zukunft in eine neue digitale Technologie investieren zu können.“
BTH Heimtex 5/2020 49
















































































   47   48   49   50   51