Page 44 - WRP-05-2020
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Dr. Cord Meyer, Leiter Forschung und Entwicklung bei Kreussler Textile Care, in einem der hauseigenen Labore.
WRP: Wie muss mit dem Coronavirus kontami- nierte Wäsche in der Wäscherei gelagert werden, wenn der Betrieb keine Kapazitäten zur sofortigen Verarbeitung hat ?
Dr. Meyer: Wenn die Wäsche mit Patienten, die den Sars-CoV-2 nachweislich haben oder hatten in Kontakt kam, wird sie als infektiöse Wäsche in speziellen Säcken transportiert und gelagert. Die- se sollen eine Übertragung der Keime verhindern.
WRP: Viele Wäschereien haben mittlerweile große Probleme, ihre Mitarbeiter mit Schutzkleidung und -masken zu versorgen, auch die Desinfektionsmittel sind knapp. Welche Optionen haben die Betriebe, die Wäsche trotzdem unter den gegebenen Hygiene- regeln zu bearbeiten ?
Dr. Meyer: Welche Optionen hat ein Arzt, der die notwendige Schutzkleidung oder Desinfektions- mittel nicht hat ? Neben den Desinfektionswasch- mitteln müssen auch die Oberflächen von Wasch- maschinen, Transportbändern, Transportwagen und anderen Geräten auf der sogenannten reinen Seite der Wäscherei regelmäßig desinfiziert wer- den. Natürlich müssen auch die Mitarbeiter ih- re Hände desinfizieren, um die Wäsche nach der Desinfektion nicht wieder zu kontaminieren und natürlich auch, um sich selbst zu schützen.
Als Schutzkleidung werden übliche Kittel getra- gen, die selbst auch desinfizierend gewaschen werden können. Einige Wäschereien nutzen in- zwischen Stoffmasken, die im desinfizierenden Waschprozess mit gewaschen werden. Stehen aber keine Handschuhe und Masken zur Verfü- gung, so werden vielleicht auch die Mitarbeiter auf der unreinen Seite gefährdet, hier ist ja noch keine Desinfektion erfolgt. Allerdings kommen sie übli- cherweise mit der Wäsche selbst nicht in Berüh- rung. Die angelieferten Säcke mit infektionsver- dächtiger Wäsche werden in einigen Wäschereien an Hängebahnen automatisch und berührungslos zu den Waschstraßen transportiert, in anderen per Hand auf Bänder geladen; in allen Fällen wird zu- mindest händisch der Verschlussknebel geöffnet. Infektiöse Wäsche wird mit Sack in die Durchlade- maschine gegeben und auf der räumlich getrenn- ten reinen Seite desinfiziert wieder entnommen. Da bei der Öffnung der Säcke eventuell Flüssigkei- ten austreten könnten, sollte die Schutzkleidung beim Umgang mit infektiöser Wäsche ebenfalls desinfizierend gewaschen werden.
RKI vorgegebene hohe Desinfektionsniveau für den Seuchenfall grundsätzlich nicht erzielbar. Ei- ne Möglichkeit der desinfizierenden Behandlung besteht in der Verwendung von Lanadol ABAC, das zwar nicht explizit auf die Wirksamkeit gegen Coronaviren getestet wurde, aber nachgewiesen gegen den Murinen Norovirus wirkt.
WRP: Gibt es schon Untersuchungen, wie lange Co- ronaviren auf der Oberfläche von Textilien überle- ben ?
Dr. Meyer: Hierzu gibt es derzeit nur wenige seri- öse Aussagen. Das RKI verweist in seinem Steck- brief zum Virus – Stand 17. April 2020 – auf Un- tersuchungen zu dem strukturell ähnlichen Virus SARS-CoV-1, der unter anderem auf Baumwollge- webe unterschiedlich lange nachgewiesen wer- den konnte: Je nach Höhe der Viruslast von nur wenigen Minuten bis hin zu ein bis zwei Tagen. Entscheidend für die Dauer der Infektionsfähig- keit der Erreger sind auch die Randbedingungen: Temperatur, Feuchtigkeit etc. Es ist sehr schwierig, so etwas generell zu beantworten.
„Neben anste­ ckenden Viren
wie dem neuen Coronavirus, Noro­ und Rotaviren
können auch Bakterien, Pilze und Hefen für gesundheitliche Probleme sorgen.“ Dr. Cord Meyer
Wäscherei | praxis
   44 WRP 5 / 2020
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