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Dr. Cord Meyer, Leiter Forschung und Entwicklung bei Kreussler Textile Care, in einem der hauseigenen Labore.
WRP: Wie muss mit dem Coronavirus kontami- nierte Wäsche in der Wäscherei gelagert werden, wenn der Betrieb keine Kapazitäten zur sofortigen Verarbeitung hat ?
Dr. Meyer: Wenn die Wäsche mit Patienten, die den Sars-CoV-2 nachweislich haben oder hatten in Kontakt kam, wird sie als infektiöse Wäsche in speziellen Säcken transportiert und gelagert. Die- se sollen eine Übertragung der Keime verhindern.
WRP: Viele Wäschereien haben mittlerweile große Probleme, ihre Mitarbeiter mit Schutzkleidung und -masken zu versorgen, auch die Desinfektionsmittel sind knapp. Welche Optionen haben die Betriebe, die Wäsche trotzdem unter den gegebenen Hygiene- regeln zu bearbeiten ?
Dr. Meyer: Welche Optionen hat ein Arzt, der die notwendige Schutzkleidung oder Desinfektions- mittel nicht hat ? Neben den Desinfektionswasch- mitteln müssen auch die Oberflächen von Wasch- maschinen, Transportbändern, Transportwagen und anderen Geräten auf der sogenannten reinen Seite der Wäscherei regelmäßig desinfiziert wer- den. Natürlich müssen auch die Mitarbeiter ih- re Hände desinfizieren, um die Wäsche nach der Desinfektion nicht wieder zu kontaminieren und natürlich auch, um sich selbst zu schützen.
Als Schutzkleidung werden übliche Kittel getra- gen, die selbst auch desinfizierend gewaschen werden können. Einige Wäschereien nutzen in- zwischen Stoffmasken, die im desinfizierenden Waschprozess mit gewaschen werden. Stehen aber keine Handschuhe und Masken zur Verfü- gung, so werden vielleicht auch die Mitarbeiter auf der unreinen Seite gefährdet, hier ist ja noch keine Desinfektion erfolgt. Allerdings kommen sie übli- cherweise mit der Wäsche selbst nicht in Berüh- rung. Die angelieferten Säcke mit infektionsver- dächtiger Wäsche werden in einigen Wäschereien an Hängebahnen automatisch und berührungslos zu den Waschstraßen transportiert, in anderen per Hand auf Bänder geladen; in allen Fällen wird zu- mindest händisch der Verschlussknebel geöffnet. Infektiöse Wäsche wird mit Sack in die Durchlade- maschine gegeben und auf der räumlich getrenn- ten reinen Seite desinfiziert wieder entnommen. Da bei der Öffnung der Säcke eventuell Flüssigkei- ten austreten könnten, sollte die Schutzkleidung beim Umgang mit infektiöser Wäsche ebenfalls desinfizierend gewaschen werden.
RKI vorgegebene hohe Desinfektionsniveau für den Seuchenfall grundsätzlich nicht erzielbar. Ei- ne Möglichkeit der desinfizierenden Behandlung besteht in der Verwendung von Lanadol ABAC, das zwar nicht explizit auf die Wirksamkeit gegen Coronaviren getestet wurde, aber nachgewiesen gegen den Murinen Norovirus wirkt.
WRP: Gibt es schon Untersuchungen, wie lange Co- ronaviren auf der Oberfläche von Textilien überle- ben ?
Dr. Meyer: Hierzu gibt es derzeit nur wenige seri- öse Aussagen. Das RKI verweist in seinem Steck- brief zum Virus – Stand 17. April 2020 – auf Un- tersuchungen zu dem strukturell ähnlichen Virus SARS-CoV-1, der unter anderem auf Baumwollge- webe unterschiedlich lange nachgewiesen wer- den konnte: Je nach Höhe der Viruslast von nur wenigen Minuten bis hin zu ein bis zwei Tagen. Entscheidend für die Dauer der Infektionsfähig- keit der Erreger sind auch die Randbedingungen: Temperatur, Feuchtigkeit etc. Es ist sehr schwierig, so etwas generell zu beantworten.
„Neben anste ckenden Viren
wie dem neuen Coronavirus, Noro und Rotaviren
können auch Bakterien, Pilze und Hefen für gesundheitliche Probleme sorgen.“ Dr. Cord Meyer
Wäscherei | praxis
44 WRP 5 / 2020
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