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sich, dass sie sich ganz auf ihre Dienstleistung Tex- tilservice konzentrieren und der Techniklieferant die Systembetreuung übernimmt. Die Wäscherei- en können sich so vollständig auf ihre unterneh- merische Kernfunktion – Marketing, Finanzierung, Personal etc. – fokussieren. Trotzdem ist eine hohe Maschinenverfügbarkeit gewährleistet. Wir haben schon einige Wäschereien als Kunden – zum Bei- spiel in Großbritannien und Frankreich –, in denen unsere Techniker fest vor Ort beschäftigt sind.
Heute ist in vielen Textilleasingunternehmen das Personal der Hauptkostenfaktor. Ich denke, dass in Zukunft die Kosten für den Textileinkauf min- destens gleich groß sein werden. Damit rücken im Textilmanagement – und hier sind wir wieder bei den Themen Smart Laundry und Transparenz – Fragen zum Beispiel bezüglich der Einsatzzeit der Teile immer mehr in den Vordergrund. Hier las- sen sich enorme wirtschaftliche Effekte erreichen, wenn in der Smart Laundry durch die Bereitstel- lung entsprechender Informationen die Lebens- dauer des Textils um beispielsweise 10 Prozent erhöht werden kann.
WRP: Werden durch diesen technischen Wandel und Neuerungen im Bereich Textil neue Dienstleis- tungsangebote in der Branche entstehen können ?
Kannegiesser: Ich gehe nicht davon aus, dass durch diese Entwicklungen völlig neue Märkte – im Sinne neuer Absatzsegmente durch ein neu- es Produkt wie beispielsweise vor 20 Jahren die Matte – entstehen werden. Vielleicht kann man in Zukunft durch neue Textilien Segmente erschlies- sen, die bisher für Wäschereien nicht erreichbar waren, weil dort andere Materialien dominieren. Aber auch das sehe ich zurzeit nicht.
Ich sehe eher Möglichkeiten in den vorhandenen Absatzpotentialen der Wäschereien. Zum Beispiel, wenn sie durch die Schaffung von Differenzie- rung ihre Marktdurchdringung verbessern. Oder mit mehr Vielfalt neue Angebote offerieren kön- nen, mit denen sich Wäschereikunden wie bei- spielsweise Hotels in ihrem Wettbewerb Vorteile verschaffen.
WRP: Die Branche wird aktuell und auch in nächs- ter Zeit durch die Corona-Pandemie bestimmt. Hy- giene rückt massiv in den Vordergrund, was bedeu- tet das für die Branche aktuell und in Zukunft ?
Kannegiesser: Wachsendes Bewusstsein für texti- le Hygiene eröffnet der Branche erhebliche neue
Um eine durchgängig hohe Produktivleistung in der Wäscherei zu realisieren, ist eine optimale innerbetriebliche Logistik entscheidend.
Chancen. Sie muss dies in den Vordergrund ihres Marketings stellen, allerdings nicht nur mit allge- meinen Sprüchen, sondern konkret und beispiel- haft werden. Die Wäscherei muss als Profi für tex- tile Hygiene begriffen werden.
Das Rentex Konzept war die letzte große Marketingoffensive der Branche. Danach ging es meistens nur noch um den Preis. Das lässt die Leistung der Wäscherei als austauschbar erschei- nen und bietet kaum Zukunftsperspektiven.
WRP: Die Texcare International ist jetzt in den Ok- tober verschoben worden. Was bedeutet dies für die Firma Kannegiesser, für die Branche ?
Kannegiesser: Trotz mancher regionaler Messen beispielsweise in den USA und China gilt Frank- furt nach wie vor als die technologische Leitmesse unserer Branche. Bei dem ursprünglichen Juni- termin wäre ein erheblicher Rückgang vor allem ausländischer Besucher zu befürchten gewesen und damit ein künftiger Bedeutungsverlust dieser Messe für Aussteller und Besucher. Die Verschie- bung ist folglich eine richtige Entscheidung, wenn sie auch für uns mit erheblichen organisatori- schen Problemen verbunden ist und damit auch wachsenden Kosten.
Interview des Monats
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