Page 3 - Haustex_07-08/2020
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 #Neuland war gestern
Corona macht die Menschen nachdenklich, hört man derzeit häufiger. Sensibler für Themen wie Nachhaltigkeit, Konsumverzicht oder die eigene Work-Life-Balance. Aufmerksamer gegenüber der Frage, wo und wie Waren produziert werden. Kritischer, wenn Online-Riesen hierzulande Steuern vermeiden, während der lokale Handel brav zahlt. Ob daraus ein neues, dauerhaftes Verbraucherbewusstsein erwächst ? Skepsis ist angebracht. „Der Fachhandel ist nicht plötzlich des Deutschen liebstes Kind“, hat Branchenexperte Sebastian Deppe in seinem Vortrag auf der VDB-Online-Tagung (ab Seite 12) nicht ohne Grund gemahnt. Auch wenn es richtig sei, auf der „lokalen Welle zu schwimmen“, die sich aktuell in mehreren Initiativen zeigt.
Der MZE hat beispielsweise die Kampagne „Lokal statt Global“ für Print- und Online- Medien gestartet. Der Verband sieht ein neues regionales Bewusstsein der Verbraucher (siehe Seite 48).
sagt Vertriebsleiter Helmut Stauner dazu. Im Netz versuchen auch zwei Münchner Einzelhändler, mit ihrem digitalen Marktplatz bundesweit durchzu- starten: „Mit kauflokal.com wollen wir bewusst einen Gegenpol zu den riesigen Online- Plattformen wie zum Beispiel Amazon schaffen“, sagt Initiator David Thomas im Haus- tex-Interview (siehe Seite 40). Die Idee ist, gemeinsam einen mittelständisch geprägten Marktplatz des Einzelhandels aufzubauen – statt allein gegen einen übermächtigen US-
Riesen zu kämpfen.
#Neuland war gestern: Stationäre Händler lernen zunehmend, das Netz und seine Möglichkeiten zu nutzen. Das ist notwendig, und es passt zusammen. Die nach wie vor deutlichen Zuwächse im Onlinehandel werden nicht zuletzt durch die Marktplätze von Amazon und eBay getrieben, quer durch alle Branchen. 2019 stieg der Online-Umsatz im Bereich Wohnen und Einrichten erneut um 9,3 Prozent auf 5,5 Mrd Euro.
Welche Angebote dabei etwa mit dem Kompetenzzentrum Handel auch kleineren Geschäften zur
Verfügung stehen, zeigt der Online-Schwerpunkt dieser Ausgabe ab Seite 36.
Es ist nicht lange her, da hockten viele Fachhändler wie das Kaninchen vor der Schlange, als der Matratzenanbieter Casper mit seiner scheinbar prall gefüllten Geldbörse auf den deutschen Markt kam. Selbst Hollywood-Stars hatten investiert. Jüngst zog sich der Anbieter kleinlaut aus Europa zurück – auf dem hiesigen Markt war offenbar kein Geld zu verdienen. Auch wenn damit das 199-Euro-Thema längst nicht vom Tisch ist: Das Beispiel Casper zeigt, dass der stationäre Handel weiterhin Potenzial hat. Sogar die Corona-Krise habe man bislang sehr gut gemeistert, betont VDB-Präsident Marc Böhle nicht ohne Stolz: „Und wer bleibt, das sind wir.“
Viel Spaß beim Lesen, Ihr
„Wir haben diese
Krise bislang sehr
gut gemeistert.“
Marc Böhle, VDB-Präsident
   Produkte zu kaufen, anhält“,
„Wir glauben und hoffen, dass dieses veränderte Bewusstsein, regionale
   Wer hier zumin-
 dest ein kleines Stückchen vom Kuchen abbekommen will, muss sich fit machen.
„Wir spüren ein
neues Bewusstsein
beim Verbraucher.“
Helmut Stauner, MZE-Vertriebsleiter
    sn-home.de
Haustex 7-8/2020 3
Editorial










































































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