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  morgens um 6 Uhr ging es weiter. Diese Zeitfens- ter sind angesichts der kontinuierlich gestiegenen Kosten am Bau dramatisch gesunken. Heute ver- gibt der Planer Aufträge mit festen Daten der Fer- tigstellung – und mit der Konventionalstrafe der Nichtfertigstellung. Für ihn ist die Fußbodenkon- struktion von der Dämmschicht bis zum Boden- belag „ein Bauteil“, dem ein enges Zeitfenster in der Bauplanung zugebilligt wird.
Nehmen wir das Beispiel Estrich. Ich kenne kaum eine Baustelle, auf der dem Estrich keine Additive zugefügt werden – sei es zur Frühfestigkeit oder zur schnelleren Trocknung. Und diese Situation setzt sich fort. Der Planer braucht heute eine zu- verlässige Zeitangabe – und das wiederum bedeu- tet für den Bodenleger, dass er Produkte braucht, von denen er weiß, wann sie trocken sind.
Früher sagte man, die Spachtelmasse ist „tro- cken“, heute spricht man von „Belegreife“. Was nicht bedeutet, dass die Spachtelmasse trocken ist – sie ist fest und erhält die erforderlichen Eigenschaften, um den Bodenbelag möglichst schnell aufnehmen zu können ...
Kille: Wir alle kennen in Produktdatenblättern die Formulierung „begehbar nach 24 Stunden, Endfestigkeit nach 72 Stunden.“ Bekanntermaßen
haben Klebstoffe in der Regel aber ihre Endfestig- keit erst nach ein bis drei Wochen erreicht. Und kaum ist der Bodenbelag verlegt, kommt auch schon der Umzugswagen. Deshalb brauchen Ver- legebetriebe Produkte, die am besten noch am selben Tag begehbar sind. Ich nenne sie „Baube- schleuniger“: zuverlässige Vorstriche und Spach- telmassen, die in drei bis sechs Stunden trocken sind, und Klebstoffe mit schneller Endfestigkeit.
Gleichzeitig sollten die Produkte verständlich, ein- fach und effektiv in der Verarbeitung sein. Was das angeht, muss ich zugeben, dass die Verlegewerk- stoffe der Zukunft nicht mehr die sind, die ich mir früher für unser anspruchsvolles Fachhandwerk gewünscht habe. Denn wir müssen uns der Reali- tät des Fachkräftemangels stellen. Verlegebetriebe brauchen heute einfach zu verstehende Produkte – und das beginnt bereits mit einer einfachen De- klaration, mit vielen Piktogrammen und in vielen Sprachen auf den Gebinden. Zeitgemäße Produk- te für den Innausbau müssen auch ohne das Ver- stehen einer Verlegeanleitung funktionieren.
Die Verlegewerkstoff-Sortimente haben sich in den vergangenen zehn Jahren bereits in Richtung der einfachen Verarbeitung verändert. Dazu gibt es mittlerweile viele Video-Tutorials, etwa um das korrekte Anmischen einer Spachtelmasse zu
Der Sachverständige
Richard Kille
IFR Köln
Institut für Fussboden- und Raumausstattung
Pestalozzistraße 23 50767 Köln
Tel.: 02 21 / 590 70 41 info@kille-koeln.de www.kille-koeln.de
Bestellung:
Von der Handwerkskammer zu Köln öffentlich bestellter und vereidigter Sachverstän- diger für das Raumausstat- ter- und Parkettleger-Hand- werk, Bodenleger-Gewerbe und Estrichleger-Handwerk (Teilgebiet Hohlraum- und Doppelboden).
Vita
- Ausbildung aus Raumaus- statter
- seit 1974 praktische Berufs- erfahrung mit dem Schwer- punkt Fußbodentechnik im Objekt- und im Privatbereich
- kaufmännische Ausbildung und Tätigkeit im europäi- schen Branchenhandel
- seit 1988 überregional tätig als Sachverständiger
- seit 1991 Leitung des Institutes für Fußboden
und Raumausstattung, aus dem 1995 die IFR Sachver- ständigenbürogesellschaft für Fußbodentechnik und Raumausstatter entstanden ist
WHO IS WHO IM SACHVERSTÄNDIGENWESEN
  Der Sachverständige Richard A. Kille (links) und Uzin-Anwendungstechnikleiter Thomas Schneider erläutern im Gespräch die Anforderungen an zukünftige Verlegewerkstoffe.
 www.fussboden.tech FUSSBODENTECHNIK 2/2024 143










































































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