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 Hendrik Deruyck, CEO von Mercury Flooring, sieht für die wenigen Unternehmen, die
übrig bleiben, eine gute Zukunft.
Ein auf den ersten Blick düsteres Bild zeichnet die bel- gische Tageszeitung De Tijd in einem ausführlichen Bericht zur aktuellen Lage der Teppichbodenindustrie in Flandern. Zusätzlich zur bereits seit Jahren insge- samt sinkenden Nachfrage mussten sich die Hersteller zuletzt mit den Folgen des Brexit auseinandersetzen: Großbritannien ist einer der wichtigsten Absatzmärkte der Belgier. Durch den Austritt aus der Europäischen Union wurden die Exporte erschwert. Verstärkt werden die Probleme inzwischen durch die lahmende britische Wirtschaft, die dort wie auch im übrigen Europa herr- schende Inflation und die damit verbundene Kaufzu- rückhaltung bei den Verbrauchern. Steigende Energie- und Rohstoffpreise, aber auch Personalkosten belasten die Bilanzen zusätzlich. Die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021, in denen überdurchschnittlich viel Geld für
Renovierungen und die Neugestaltung von Wohnräu- men ausgegeben wurden, waren lediglich ein Inter- mezzo: 2022 gingen die Umsätze der Branche nach An- gaben von De Tijd wieder um bis zu 30 % zurück.
Die Folgen sind deutlich zu sehen: Balta (Umsatz 2021: 634Mio.EUR), einstmals größter Hersteller textiler Bodenbeläge in Europa, hat seine Geschäftsbereiche Rugs, Residential Polypropylene und Non-Woven in- klusive der Marke Balta an die britische Victoria Group verkauft, zu der seit 2022 auch Ragolle (abgepasste Teppiche) gehört und die nun ihrerseits zur europäi- schen Nr. 1 aufgestiegen ist. Die verbliebenen ehema- ligen Balta-Marken ITC/Arc Edition, Modulyss und Bentley (nur in den USA) operieren jetzt unter dem Dach von Belysse (Umsatz 2022: 337,4 Mio. EUR).
42 FUSSBODENTECHNIK 3/2023
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Noch laufen die Textilmaschinen in Flandern – aber diese Weberei von Ragolle gehört jetzt zur britischen Victoria Group.
Belgische Bodenindustrie: Perspektiven für die Zukunft Größer werden, hochwertig anbieten, Nischen finden
Die belgischen Hersteller textiler Bodenbeläge stehen unter Druck. Werke müssen schließen, Unternehmen werden übernommen. Auswege aus der Krise können Kooperationen, die Fokussierung auf Qualität und Service sowie Spezialitäten sein.
 Foto: Balta
Foto: Ragolle























































































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