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Fischmagazin persönlich
„Richtig Schwierigkeiten gehabt und die gelöst haben.
Das hilft gegen Stressanfälligkeit.“
Who is Who
Rupert Baur
Der Diplom-Ingenieur Maschinenbau und MBA Rupert Baur ist Vorstand der Hanse- Garnelen AG, die er im März 2019 mitgründete. Viele Jahre arbeitete
er in der Lebensmittel- industrie und lernte da- bei Kreislaufanlagen für die Fischzucht kennen. Das Konzept überzeug- te ihn. Derzeit ist der Münchener fast täglich vor Ort in Glückstadt, wo er den Bau der neuen HanseGarnelen-Farm in der Elbstadt verantwortet.
HanseGarnelen
HanseGarnelen hat im Jahre 2020 eine
Indoor-Garnelenfarm in Grevesmühlen (Meck- lenburg-Vorpommern) übernommen und umfassend optimiert. In diesem Sommer hat der Züchter nun eine auf 85 Tonnen Jahres- kapazität ausgelegte landgestützte Farm in Glückstadt in Betrieb genommen. Die Anlage wurde mit Blick auf ein Optimum an Nachhal- tigkeit konzipiert.
   Was fasziniert Sie an der Fischbranche ?
Ich vergleiche einmal mit der Fleischbranche: Es gibt
viel mehr Angler als Jäger. Zwar ist die Fischbranche
noch kleiner als die Fleischbranche. Aber das relativ
hohe „Mitmachen“ der Verbraucher zeigt das hohe Interesse an Fisch. Ich stelle immer wieder fest, dass Respekt vor dem und Wissen über das Produkt bei
vielen Gesprächspartnern in der Branche oder auch bei Verbrauchern viel breiter ist als bei anderen Lebensmitteln.
Welches ist der wichtigste
Trend der Branche in Ihren Augen ?
Nachhaltigkeit und Regionalität sind in allen Bereichen der Lebensmittelindustrie stark im Trend. Und Teil
dieses Trends ist, dass die Fische an Land kommen
und hier klima- und umweltneutral produziert werden. Kreislaufanlagen, wie wir sie haben und bauen, sind dafür in meinen Augen die ideale Methode.
Welche Leistung in der Fischbranche finden Sie besonders beeindruckend ?
Ich finde es toll, dass sich die Branche angefangen mit MSC und ASC und mittlerweile einer Vielzahl anderer Label selbst und freiwillig an Natur, Umwelt, Tierwohl und am Wohl der Verbraucher orientiert und nicht wie andere Branchen darauf wartet, bis jedem eigentlich einleuchtende Mindeststandards von der Politik erzwungen werden. Fisch hat da schon eine Vorreiterrolle.
Welches Fischprodukt bevorzugen Sie ?
Na, Garnelen natürlich. Wachsen ja bei mir nicht vor, sondern hinter der Haustüre. Und das aus gutem Grund !
Wen zitieren Sie am liebsten mit welchem Spruch ?
„Die Aquakultur, nicht das Internet stellt die vielversprechendste Investitionsmöglichkeit des
21. Jahrhunderts dar.“ Das Zitat wird – nicht ganz gesichert – dem renommierten Ökonomen Peter Drucker (1909-2005) zugeschrieben. Vielleicht hat er das Internet unterschätzt. Aber die Aquakultur hat er sicher richtig beurteilt.
Welche besonderen Eigenschaften müssen andere beim Umgang mit Ihnen in Kauf nehmen ?
Ich habe den Eindruck, dass sich manche Leute wundern, dass ich auch in Glückstadt immer in Lederhosen
rumlaufe. Das ist in Bayern traditionell eine Arbeitshose und ich erlaube mir auch hier, sie zu tragen.
Was bringt Sie in Rage, beruflich und privat ?
Ich habe manchmal den Eindruck, dass Leute nicht mitdenken. Der Kopf ist aber nicht nur dafür da, dass es nicht in den Hals regnet.
Was wollten Sie schon immer einmal machen, haben es aber bisher noch nicht geschafft ?
Um die Welt segeln, um meine ständige Neugier zu befriedigen. Aber ich arbeite daran!
Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit ? Haben Sie ein Hobby ?
Meine Familie und meine Freunde sind mein Hobby. Und für die koche ich gerne. Langweilig wird mir aber auch sonst nicht.
Haben Sie Ihren Traumberuf ?
Was wären Sie sonst gerne geworden ?
Ja, ich realisiere schon seit Jahren meinen beruflichen Traum auf Basis meines Ingenieurstudiums. Wenn ich nicht studiert hätte, wäre ich gerne Metzger oder Schreiner geworden. An Fisch und Garnelen habe ich damals noch nicht gedacht.
Mit wem würden Sie gerne
einen Abend verbringen und warum ?
Mit meiner Freundin. Unsere Anlage ist noch im Aufbau, da kommt das zurzeit leider zu selten vor.
Was sollte man im Leben unbedingt einmal erlebt haben ?
Richtig Schwierigkeiten gehabt und die gelöst haben. Das hilft gegen Stressanfälligkeit und lehrt unglaublich Toleranz gegenüber sehr vielen Dingen.
Wenn Sie einen Tag in Deutschland regieren sollten, was würden Sie als erstes tun ?
In den Biergarten gehen. An einem Tag alleine erledigt man nichts dauerhaft.
Warum lesen Sie FischMagazin ?
Aus beruflichem und privatem Interesse. Hier laufen doch viele Informationsfäden zusammen.
 

















































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