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 NACHHALTIGKEIT
 strenge Kontrollen gehörten zu den Maßnahmen. Nachdem die positive Wechselbeziehung zwischen mehr Regulierung und profitablem Fang für jeden klar ersichtlich wurde, ist Norwegen diesem Kurs treu geblieben.
Weitsichtigkeit, Ausbildung, Zusammenarbeit
Das norwegische Modell für Nachhaltigkeit setzt das international anerkannte Model um, welches beschreibt, wie eine dauerhaft zukunftsfähige Ent- wicklung nur auf gleichzeitiger, gemeinsamer Ver- wirklichung von ökologischen, sozialen und öko- nomischen Zielen beruhen kann. Analysiert man Norwegens Fischwirtschaft nach den Kriterien des nachhaltigen Drei-Säulen-Models, zeigt sich die Ko- ordination und das Zusammenwirken einiger we- sentlicher Schlüsselfaktoren:
Weitsichtigkeit: Kontinuierliche Evaluation sorgt dafür, dass man schnell Daten gewinnen und die Anforderungen an eine Ressource sofort begrenzen kann, wenn Regenerationsbedarf besteht.
Integrierte Investitionen: Proportional zum mit In- vestitionen ermöglichten Fangertrag werden Mittel für Ausbildung und Entwicklung bereitgestellt. Auf diese Weise sind Rentabilität und Förderung der Na- turressource aneinandergekoppelt.
Zusammenarbeit: Es wurde ein Regulierungssys- tem vereinbart und eingerichtet, das Anreize und Belohnungen für kooperatives Verhalten bietet und Zusammenarbeit lohnender macht als Verstöße dagegen.
Kontrolle, Information, Internationale Kooperation
Strenge Überwachung: Wichtiger Teil des norwe- gischen Nachhaltigkeitsmodells ist die Kontrolle. Nachdem die Quoten festgelegt sind, ist die norwe- gische Fischereidirektion zuständig für Kontrollen am Ort der Anlandung und beim Verkauf, für Prü- fungen nach dem Anlanden, für die Satellitenüber- wachung, für die Einführung elektronischer Melde- systeme sowie für die Kontrolle der Einhaltung der Quoten. Die norwegische Küstenwache sorgt für die Durchführung von Kontrollen auf See. Dabei muss sie ein Gebiet überwachen, das siebenmal größer ist als das norwegische Festland. Dass die Fischbestände und ihre Herkunft so streng überwacht werden, hilft ganz nebenbei auch, das Informationsbedürfnis des Endverbrauchers zu befriedigen. Denn immer mehr
Konsumenten in Deutschland wollen wissen, wo und wie ihre Nahrungsmittel produziert werden. Immer- hin stimmen in einer neuen repräsentativen Studie des Norwegian Seafood Council über 65% der Deut- schen zu, wenn es um die Bereitschaft geht, mehr für Fisch aus einem nachhaltigen Bestand zu bezahlen.
Internationale Zusammenarbeit: Ist für Norwegen ein Muss, denn 90% der Bestände teilt Norwegen mit anderen Nationen. Für alle wichtigen Be- stände in den norwegischen Gewässern gibt
es spezifische, auf die einzelnen Arten zuge- schnittene Vorschriften, um die Fangmengen unterhalb der zulässigen Gesamtfangmenge für die jeweilige Art zu halten. Um langfris- tige Bestandsmanagementpläne für die Nordsee und die Barentssee zu entwi-
ckeln, arbeitet Norwegen mit Russ- land und der EU zusammen. So hat beispielsweise die gemein- same Norwegisch-Russische Fischereikommission Befi- schungsregelungen zur Festle-
gung der jährlichen zulässigen
Gesamtfangmengen für Kabel-
jau und Schellfisch beschlos-
sen. Die internationale Zusam-
menarbeit erstreckt sich auch auf die Durchsetzung von Vorschriften. Illegale, nicht gemeldete und un- regulierte Fischerei (IUU) stellt ein großes Problem dar und ist eine Bedrohung für nachhaltig bewirt- schaftete Fischbestände.
Quoten und Verbot von Rückwürfen
Anpassung der Quoten: Um Fischfang an der Gren- ze der Nachhaltigkeit zu vermeiden, sehen Norwe- gens Bewirtschaftungspläne eine gedrosselte Anpas- sung der Quoten nach oben vor. Diese Beschränkung verhindert, dass die Fischerei in Spitzenjahren kom- merziell voll ausgenutzt wird.
Verbot von Rückwürfen: Beifang ist alles andere als ein beiläufiges Thema. Aus diesem Grund hat Norwegen bereits 1987 ein Rückwurfverbot einge- führt. Dies ist für eine wirksame nachhaltige Be- wirtschaftung der Fischereiressourcen von größter Bedeutung. Der Rückwurf unerwünschter Beifän- ge ist nämlich nicht nur eine Verschwendung von Nahrungsmitteln. Er bringt auch mit sich, dass die tatsächlichen Fangmengen nicht vollständig erfasst werden. So entstehen ungenaue Statistiken, die kei- ne korrekte wissenschaftliche Beurteilung der Fisch- bestände mehr erlauben.
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 Internationale Zusammenarbeit ist für Norwegen ein Muss, denn 90 Prozent
der Bestände teilt Norwegen mit anderen Nationen.
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FischMagazin 11/2020 53









































































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