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 Unterstützung für den Klimaschutz
Die Nutzung alternativer Proteine hat einen messbar positiven Effekt auf die Umwelt und unterstützt eine Reihe der „UN Sustainable Development Goals“, die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Allein durch die Umstellung auf Fleisch und Eier auf
Pflanzenbasis lassen sich bis 2035 mehr als eine Gigatonne CO2-Äquivalent einsparen – das entspricht in etwa der Menge, die die Volkswirtschaft Japan pro Jahr erzeugt. Zusätzlich würden 39 Milliarden Kubikmeter Wasser einge- spart: Genug, um die Stadt London 40 Jahre lang mit Wasser zu versorgen. Der Schlüssel für die Akzeptanz liegt in der Gleichwertigkeit. Alternative Proteine
müssen ebenso gut schmecken und sich anfühlen wie tierische Lebensmittel, und sollten genauso viel oder sogar we- niger kosten. Die Studie zeigt: Diese An- gleichung wird je nach Technologie und den Produkten, die sie ersetzen sollen, zeitlich variieren: Pflanzliche Alterna- tiven und Ei-Ersatzprodukte, etwa aus Soja und Erbsen, werden 2023, preislich und geschmacklich konkurrenzfähig
Nachhaltigkeit
   Persönlich be(h)notet
Aus dem Labor direkt auf den Teller?
Kommentar von Olaf Behnel
Fleisch ja, aber nicht jeden Tag ? Zumindest über 55 % der Deutschen haben sich laut BMEL­Ernährungsreport 2020 als Flexitarier bekannt und verwenden pflanzliches Fleisch ebenso oft wie tierisches Fleisch, und auch der Pro­Kopf­Verbrauch von Fleisch und Wurst ist bei uns zuletzt von rund 61 auf 57 Kilo gesunken. Die Ursachen dafür liegen im bewussteren Fleischkonsum, der zumindest gelegentliche Verzicht geschieht immer häu­ figer aus Tierwohl­ und Klimaschutz­Gründen.
Die Lebensmittelindustrie hat dies längst erkannt, und auch in den Supermärkten wer­ den die Regale mit Fleischersatzprodukten immer länger. Fleischersatzprodukte geraten aber zunehmend in die Kritik. Auch wenn sie überwiegend mit einer besseren Klimabilanz punkten können, enthalten sie als hochverar­ beitete Produkte zum Teil zu viel Zucker, Salz, Fett oder andere Zusatzstoffe.
Was also tun in Sachen Fleischkonsum ? Ei­
ne Lösung könnte Hühnchenfleisch aus dem Labor sein, sogenanntes „Clean Meat“. Das israelische Startup „SuperMeat“ testet dies neuerdings in seinem Restaurant
„The Chicken“ in der Nähe von Tel Aviv. Die Pattys für die Burger kommen direkt aus dem hauseigenen Labor. Gezüchtet werden sie aus Hühnerzellen: Stammzellen werden lebendigen Hühnern entnommen, ohne den Tieren Schmerzen zuzufügen, wie „Super­ Meat“ erklärt. Anschließend wachsen die Zellen in Fermentern zu essbaren Fleischstü­ cken heran. Aus dem Labor direkt auf den Teller sozusagen. Die Ergebnisse erster Ver­ kostungen verliefen wohl sehr vielverspre­ chend, viele Probanden vermochten keine Unterschiede zu konventionell hergestelltem Hühnchenfleisch festzustellen. Das Fleisch soll artgerechter und umweltschonender sein als Fleisch von echten Tieren und auch gesünder, da es keine Keime und keine Anti­ biotika enthält.
Zwar sollen sich die Kosten für ein Burger gro­ ßes Stück Hühnchen noch auf etwa 12,50 Eu­ ro belaufen. Laut Idor Savir, Geschäftsführer von „SuperMeat“, soll es aber schon Anfang nächsten Jahres in die Gastronomie und in die Supermärkte kommen, auch in Deutsch­ land. Dann soll es genauso viel kosten wie normales Hähnchenfleisch. Auch der Mutter­ konzern von Wiesenhof, PHW, hat in das israe­ lische Startup investiert. Hinter dem gesamten Projekt steht die Vision, dass Verbraucher das Fleisch zukünftig in eigenen Mini­Laboren selbst zu Hause herstellen können, ganz ohne Massentierhaltung also. Die Chancen stehen daher nicht schlecht, dass In­Vitro­Fleisch zur Lösung des globalen Ernährungsproblems beitragen kann. Es sollte jedoch trotzdem nicht vorschnell derjenige gesellschaftlich an den Pranger gestellt werden, der nach wie vor in einen Burger aus konventionell hergestell­ tem Fleisch beißen möchte. Es muss ja auch nicht unbedingt jeden Tag sein.
FleischMagazin 5/2021 39




















































































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