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 Grillsaison
„Tauchfix“ für Tauchmassen dar. Ab 1936 erweiterte das Osnabrücker Unterneh- men sein Portfolio und nahm Suppen, Saucen, Brühpasten sowie Kaltschalen ins Sortiment auf. Die Gemüsezutaten wurden auf dem dafür erworbenen Gut Habighorst bei Celle selbst angebaut.
Im Jahr 1944 brannten die Firmenge- bäude komplett nieder. Nach dem Wie- deraufbau starb Firmengründer August Beisse 1950. Sein Sohn Jochen Beisse führte das Unternehmen fort, verun- glückte jedoch vier Jahre später bei ei- nem Autounfall tödlich. Auf Wunsch der Witwe von August Beisse und alleinigen Inhaberin übernahm im Jahr 1955 Dr. Ot- to Breun, Wirtschaftsprüfer und Steuer- berater aus Mannheim, die Leitung des Unternehmens und erwarb die Kapital- mehrheit. Seit dieser Zeit befindet sich AVO weiterhin im Familienbesitz.
Unter Dr. Breun wurde die Firma neu strukturiert. Hilfsmittel gewannen in der Fleisch- und Wurstproduktion an Bedeutung. Aus dieser Zeit stammen Marken, die bis heute ihre Strahlkraft behalten haben: Avoplas, Avoglut, Avo- Blitz, Avo-Gold, Erpu und Meisterclub seien hier stellvertretend genannt.
Obwohl der Fokus auf der Entwick- lung und dem Ausbau des Sortiments an Wurstgewürzen und Hilfsstoffen lag, trugen die Herstellung und der Vertrieb von Schinken- und Braten- netzen, deren Patent AVO innehat- te, zum Wachstum entscheidend bei. Anfang der 1960er Jahre waren die Netze eine Innovation auf damaligen Fleischerfachausstellungen.
Die Gebäude in Osnabrück waren Mitte der 1960er Jahre so stark renovierungs- bedürftig, dass ein Neubau vernünf- tiger schien. In Belm Powe entstand deshalb 1968 am heutigen Standort der neue Firmensitz. Im Jahr 1969 fand dort auch das erste Fachseminar statt. In eigenen Laboren und der Produktent- wicklung wurden neue Mischungen und Lösungen für die Anforderungen in der Fleisch- und Wurstproduktion entwickelt.
Trend zu Convenience-Produkten
Der Trend zu Convenience-Produk- ten setzte sich zunehmend durch. An- fang der 1990er Jahre war AVO Pionier und exklusiver Entwicklungspartner der Fleisch- und Wurstwarenindustrie zur Herstellung von industriell produ- zierten und SB-verpackten Fleischspe- zialitäten. Dafür mussten Gewürzmi- schungen und Marinaden nicht nur ge- schmackliche, sondern auch besondere technologische Anforderungen erfüllen, die im Laufe der Zeit kontinuierlich an- gepasst und weiterentwickelt wurden. In diese Zeit fällt die Geburtsstunde der Marken Lafiness, MariTop und Liq- Würz. Aber auch die Klassiker der Ge- würzmischungen wie Bonanza, Dallas, Denver, Santa Fe, Küfer Steak und Ge- würzmischungen für Gyros bereicher- ten das Angebot an Fleischspezialitäten für abwechslungsreiche Speisepläne bei den Verbrauchern.
Seit 1996 wird das Unternehmen von Bernhard Loch und Guido Maßmann geleitet. Bernhard Loch verantwortet die Geschäftsbereiche Produktion, Lo- gistik sowie die Verwaltung, Guido Maß- mann den Vertrieb, das Marketing sowie die Produktentwicklung. Um das Unter- nehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, veränderten die beiden Verant- wortlichen die Unternehmensstrate- gie: Die absolute Kundenorientierung gilt als oberste Maxime des täglichen Handelns.
Sehen AVO bestens für die Zukunft aufgestellt: die Geschäftsführer Guido Maßmann (li.) und Bernhard Loch.
650 Mitarbeitende, 8.000 Artikel
Der eingeschlagene Weg sollte sich als besonders erfolgreich erweisen: Von 1995 bis 2020 stieg der Jahresumsatz von 44 Mio. auf fast 200 Mio. Euro. In die- sem Zeitraum wuchs das Unternehmen von 252 auf 650 Mitarbeitende. Mehr als 8.000 Artikel, davon zwei Drittel kundenindividuelle Entwicklungen, zei- gen die Wirkung der umgesetzten strate- gischen Neuausrichtung.
In dieser Zeit entwickelte sich AVO zum Marktführer im Bereich der Verar- beitungsgewürze in Deutschland und Europa. Zu den Kunden zählen Unter- nehmen aus dem Lebensmittelhand- werk, der Lebensmittelindustrie sowie dem Lebensmittelhandel. Ausgehend von den Wurzeln aus dem Fleisch- und Wurstbereich erschloss AVO weitere Geschäftsfelder. Dazu zählen bis heu- te Fisch, Geflügel, Molkereiprodukte, Backwaren, Catering sowie alternative Proteine. AVO ist ebenso aktuell Part- ner für zahlreiche erfolgreiche Start-up Unternehmen.
Die Internationalisierung der AVO- Werke war bis zu diesem Zeitpunkt ein eher situatives Geschäft mit Fokus auf europäische Nachbarländer. Unter der Doppelspitze Bernhard Loch und Guido Maßmann wurde das Geschäft syste- matisch ausgebaut. Bereits 1993 erfolg- te die Übernahme der Firma Les Epices d´Ingwiller in Frankreich. Im Jahr 1997
 46 FleischMagazin 4/2021




















































































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