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 Spektrum
   The Family Butchers
Projekt Herzenssache startet 2021 in zweite Phase
100% antibiotikafreie Aufzucht, tierwohlgerechtere Offen- stallhaltung sowie die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern aus der Region – mit diesem erweiterten Konzept der Marke „Reinert Herzenssache“ wird das Familienun- ternehmen The Family Butchers (TFB) Anfang 2021 starten. Damit soll ein Umdenken für eine ganzheitlich gedach- te Wertschöpfungskette bei der Aufzucht von Schweinen weiter vorangetrieben werden. Um den Zusammenschluss zwischen den Landwirten, TFB und dem Schlachthof Brand zu besiegeln, fand Anfang Oktober eine symbolische Ver- tragsunterzeichnung von „Reinerts Genuss-Genossen- schaft“ in Bad Laer statt. Was im Juli 2018 mit der ersten Wurstlinie aus 100% antibiotikafreier Aufzucht als Pilot- projekt auf dem deutschen Markt begann, wird Anfang 2021 erweitert: In Kooperation mit dem Schlachthof Brand hat TFB mehrere Landwirte aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachen dafür gewonnen, in Zukunft gemeinsam mit ihnen das Herzenssache-Konzept umzusetzen. Reinerts
Für die symbolische Vertragsunterzeichnung kamen alle Beteiligten des neuen Konzepts zusammen – (v.l.) Peter Vogel (Landwirt Hof Ehlers), Rainer Ahmann (Landwirt Hof Ahmann), Christian Nettelnstroth (Land- wirt Hof Nettlenstroth), Hans-Ewald Reinert (geschäfts- führender Gesellschafter bei TFB), Thorsten Lange (Landwirt Hof Lange), Harm Böckmann (Brand Qualitäts- fleisch), Rieke Ehlers (Landwirtin Hof Ehlers).
Genuss-Genossenschaft ist ein Zusammenschluss von Part- nern mit gleichen ideellen Werten, denen handwerklich hochwertige Qualität, Tierwohl und Nachhaltigkeit sowie faire Partnerschaft wichtig sind.
  Bayerischer Vieh- und Fleischhandelsverband
Forderung nach mehr Unterstützung für heimische Fleischwirtschaft
 Den dramatischen Verfall des Schweine- preises in Verbindung mit äußerst ungüns- tigen weiteren Rahmenbedingungen der Fleischerzeugung in Deutschland sieht der stellvertretende Vorsitzende des Bayeri- schen Vieh- und Fleischhandelsverbandes, Reinhold Koller, als ernst zu nehmende Gefahr für eine Verdrängung der heimi- schen Fleischproduktion. Die Politik müsse nun durch stärkere Förderung sicherstel- len, dass Deutschland zukünftig nicht in ein starkes Abhängigkeitsverhältnis beim Import gerät, sondern weiterhin hochwerti- ge Lebensmittel aus eigener Produktion zur Verfügung hat.
„Der Ausbruch der Afrikanischen Schwei- nepest im Land und die damit zusammen- hängende, schwierige Vermarktung von Schweinefleisch haben dazu geführt, dass etliche Schweinehalter darüber nachden- ken, aufzugeben. Ein Ende der momentan herrschenden Krise ist nicht absehbar, weil auch die Schlachtkapazitäten aufgrund der
Corona-Situation und den damit einherge- henden Infektionsschutzmaßnahmen nicht vorhanden sind. Wir gehen davon aus, dass deutschlandweit ein Überhang von meh- reren 100.000 schlachtreifen Schweinen vorhanden ist, die nicht vermarktet werden können. Mittelfristig kann dies bedeuten, dass Deutschland auf Importe von Lebens- mitteln tierischen Ursprungs angewiesen ist. Wie wir in dieser Situation hohe Qualitäts- ansprüche und vor allem den geforderten hohen Standard an Tierschutz gewährleis- ten sollen, sehen wir nicht. Ausländische Vorgaben für Tierschutz können wir nicht beeinflussen. Die mangelnde Loyalität der Politik mit unseren Landwirten werden wir nicht weiter hinnehmen“, so Reinhold Koller, stellvertretender Vorsitzender des Bayeri- schen Vieh- und Fleischhandelsverbandes.
Koller fordert die Bundesregierung auf, zumindest die Maßnahmen zu ergreifen, die aus Sicht der Experten auf der Hand liegen: Zum einen müsse das angekündig-
Reinhold Koller: „Es kann nicht
im Sinne der Bundesregierung sein, dass eine systemrelevante Branche dauerhaft um ihre Existenz in Deutsch- land bangen muss. Die Agrar- und Lebensmittelproduktion muss jetzt
die notwendige Anerkennung finden.“
te Arbeitsschutzkontrollgesetzes mit dem Verbot des Einsatzes von Fremdarbeits- kräften in der Fleischwirtschaft ab dem
1. Januar 2021 entschärft werden. Weiter- hin gehe es darum, zusätzliche Schichten und Schlachtungen am Wochenende durch großzügige Ausnahmen vom Arbeitszeitge- setz für Schlacht- und Zerlegebetriebe zu ermöglichen.
10 FleischMagazin 12/2020

















































































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