Page 107 - BTH-05-2020
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 Schlussbemerkung
 Vermummungsgebot
 Vor ein paar Wochen noch hieß es, das Tragen von Gesichtsmasken sei nicht sinnvoll. Aber wenn diese Ausgabe erscheint, laufen wir alle rum
wie einst Michael Jackson. Um uns und andere zu schützen – und auch, damit das öffentliche Leben, der Handel, die Wirtschaft wieder in Schwung kommen können. Für die Menschen, die in Krankenhäusern und Pflege­ einrichtungen arbeiten, sind sie ohnehin unverzichtbar.
Der Bedarf war und ist und wird gewaltig sein, konnte eine ganze Weile kaum gedeckt werden. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt. Dazu beigetragen haben viele Firmen aus der deutschen Textilindustrie, die ihre Produktion umgestellt haben. Das Kompetenzzentrum Textil + Sonnenschutz hat Anfang April eine Liste mit 14 Unternehmen zusammen­ gestellt, darunter Apelt, Ifasol, MHZ, Neutex und Wölfel. Deren Flexibilität und das Engagement lohnen sich gleich doppelt: Der Engpass bei der Ver­ sorgung wird gemildert und die Betriebe sichern die Weiterbeschäftigung ihrer Mitarbeiter. Jab Anstoetz, selbst kein Hersteller, nutzt seine Kontakte und hat über Partner in China Atemschutzmasken erhalten, um sie an Arztpraxen in Bielefeld zu spenden.
Hilfe kommt auch aus dem Handwerk. In Dortmund etwa gibt es die „Näh­Aktion“, an der sich unter anderem Mitglieder der Raumausstatter­
Innung beteiligen. Statt Gardinen werden Behelfs­Mund­Nase­Masken genäht. Nicht für den OP oder die Intensivstation, aber ausreichend, um beim Einkaufen oder auf dem Weg zur Arbeit für mehr Sicherheit zu sorgen. Mindestens 20.000 Masken sollten innerhalb von vier Wochen für Menschen in systemrelevanten Berufen zur Verfügung stehen.
Noch ein Beispiel aus dem Handwerk: „Wir machen das Leben ein biss­ chen bunter!“ schreibt Raumausstatterin Carola Grote auf ihrer Facebook­ seite. Sie näht „Facies“ für ihre Kunden. Die sind nicht nur nützlich und sehen gut aus, sondern helfen auch beim Marketing in diesen schwierigen Zeiten. Eine pfiffige Idee.
Auch bei einem anderen besonders knappen Produkt konnten Firmen
aus unserer Branche helfen. Nein, nicht beim Toilettenpapier, sondern bei Desinfektionsmitteln. Caparol hat ein Flächendesinfektionsmittel produ­ ziert, an Teilnehmer an seinem Bonusprogramm verschickt und an Orga­ nisationen im Umfeld seiner Standorte verteilt. Pallmann hat sich mit dem Amt für Katastrophenschutz in Würzburg abgestimmt, um Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zum Selbstkostenpreis mit Desinfektionsmitteln zu beliefern. Eine ungewöhnliche Kooperation ist die Remmers Gruppe eingegangen: Sie verfügt zwar über Produktionsanlagen für Desinfektions­ produkte, hatte aber kein Ethanol mehr zur Verfügung. 40.000 l kamen schließlich vom benachbarten Spirituosenhersteller Berentzen.
Bleiben Sie gesund !
Textilfirmen wie Apelt haben ihre Produktion auf Gesichtsmasken umgestellt.
  Raumausstatterin Carola Grote
näht „Facies“ für ihre Kunden.
 Die Schlussbemerkung ist eine Kolumne von
Thomas Pfnorr, der das Thema gerne mit Ihnen diskutiert. thomas.pfnorr@snfachpresse.de



















































































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